Wenn im März anstatt geschäftiger Büromenschen und flanierender Shoppingqueens plötzlich lebensgroße rosa Plüschhasen, Fliegenpilze oder Teufelchen die Kölner und Bonner Innenstadt bevölkern, ist es wieder mal soweit: die „Fünfte Jahreszeit” hat im Rheinland Einzug gehalten und stellt für die Dauer des Straßenkarnevals, welcher traditionell an Weiberfastnacht (Donnerstag und Rosenmontag) eröffnet wird, die Städte auf den Kopf.
Dann hat man als Einwohner nur noch die Wahl, entweder fluchtartig die Stadt zu verlassen oder den ganz normalen Wahnsinn dieses Mega-Events auf sich wirken zu lassen und kräftig mitzufeiern und zu schunkeln, was das Zeug hält.
Fehlt nur noch das passende Kostüm und ab geht die Post beziehungsweise der „Zoch”.
Und damit ist neben den vielen Umzügen wie beispielsweise dem politisch ausgerichteten „Jeisterzoch” am Karnevalssamstag oder den kleineren Umzügen, die in fast allen Stadtteilen stattfinden, vor allem der eigentliche Höhepunkt des Straßenkarnevals gemeint: der traditionelle Rosenmontagsumzug mit seinen sehenswerten und oftmals provokant gestalteten Wagen, der in der Karnevalshochburg Köln am Chlodwigplatz beginnt und sich dann 6,5 Kilometer lang durch die Innenstadt schiebt.
Und dieses Karnevalsurgestein kann einige Superlative aufweisen: Waren es 1823, zur Geburtsstunde des Kölner Zochs, nur 15 kostümierte Gruppen, so hat der größte Karnevalsumzug Deutschlands heutzutage über 1 Million Zuschauer und 150 Tonnen Kamelle (Süßigkeiten, Blumen und kleine Stoffpuppen) regnen auf die Jecken herab, die begeistert „Kölle Alaaf!” rufen.
Das heißt übrigens so viel wie Köln über alle anderen. Aber das denken natürlich auch die Bonner über sich und dementsprechend schallt auch das „Bonn Alaaf!” hier nicht nur durch die Altstadt, sondern die ganze Stadt ist im Ausnahmezustand und feiert mit dem Rosenmontagszug durch das Zentrum das absolute Highlight dieser „Fiesta Bonnensia.”
Am Veilchendienstag, wenn mit der Nubbelverbrennung die tollen Tage enden und auch der letzte Jeck seine Maskerade abgelegt hat, verfallen viele Kölner und Bonner in eine Art Trauerzustand, der allerdings nicht allzu lange anhält.
Denn der prall gefüllte Eventkalender der beiden Städte kündigt schon die nächsten Höhepunkte an – und mal ehrlich, wer will schon permanent im Ausnahmezustand leben?